Interview mit Herrn Thomas Dohse, Deputy Director der Messe interpack

Thomas Dohse

Die interpack, weltweit größte Verpackungsmesse, wird vom 4. bis 10. Mai in Düsseldorf stattfinden. Wir haben mit Herrn Thomas Dohse, Deputy Director der interpack, gesprochen.

 

SenGermany: Herr Dohse, können Sie sich vorstellen und uns sagen, seit wann Sie für die Messe interpack tätig sind.

Dohse: Ich bin im Team der interpack seit 2005, zunächst einiger Zeit als Senior Project Manager, dann als Account Manager und seit etwas über einem Jahr als Deputy Director für die operative Projektleitung der interpack zuständig. Vor über einem Jahr haben wir unsere interpack alliance gegründet, zu der sämtliche processing and packaging-Messen der Messe Düsseldorf Gruppe gehören. Diese Gesamtzuständigkeit liegt bei Herrn Bernd Jablonowski. Und in seinem Team bin ich jetzt der Projektleiter der interpack.

SenGermany: Wenn Sie seit 2005 für die interpack tätig sind, heißt es, dass Sie das letzte Mal 2014 voll dabei waren. Ich war auch hier und hatte damals festgestellt, dass die ganze Welt der Verpackung in Düsseldorf anwesend war. Ist es in diesem Jahr auch so?

Dohse: 2014 hatten wir tatsächlich die ganze Welt der Verpackung in Düsseldorf begrüßt, die Aussteller kommen aus 50 Nationen und die Besucher in 2014 aus 163 Ländern. 2017 wird es ähnlich sein. Wir sind ausgebucht. Wir waren schon zum Anmeldeschluss Ende Februar 2016 überbucht. Daher haben wie eine große Warteliste von Firmen und rechnen mit über 2800 Ausstellern. Jeder einzelne Quadratmeter unseres Geländes ist ausgebucht. Sogar in den Eingangsbereichen haben wir noch Flächen zur Verfügung gestellt, sodass wir beinahe aus allen Nähten platzen. Jetzt müssen nur noch die Besucher entsprechend zahlreich kommen, aber auch da sind wir optimistisch. 

SenGermany: Mit „ausgebucht“ meinen Sie die Austeller aus ungefähr 60 Ländern. Sind auch Afrikaner und Südamerikaner als Aussteller oder nur aus Besucher dabei?

Dohse: Als Aussteller sind Afrikaner und Südamerikaner ebenfalls vertreten, beispielsweise auch aus Ägypten. In erster Linie sind exportorientierte Aussteller hier, die zur interpack neue Absatzmärkte erschließen möchten.

SenGermany: Sie haben von interpack alliance gesprochen. Doch auf der Messe 2014 hatte ich nichts davon gehört. Was ist interpack alliance und wann ist sie gegründet worden?

Dohse: Die interpack alliance wurde erst vor einem Jahr gegründet als wir auch einige Umstrukturierung in unserem Haus vollzogen haben, sodass die gesamten Messen eines Portfolios, in diesem Fall „Processing und Packaging“, gebündelt wurden. In dem Zuge haben wir die interpack alliance gegründet, um unseren Auslandsmessen noch ein stärkeres Gewicht zu geben. Wir zeigen damit, dass es nicht nur die interpack in Düsseldorf als Weltleitmesse gibt, sondern auch in vielen interessanten und spannenden Märkten auch Messen der interpack-Familie. Wir werden die interpack alliance auf der interpack 2017 stark bewerben und unsere Aussteller versuchen zu motivieren, mit uns in diese spannenden Wachstumsmärkte zu gehen.

KeniaKenia ist das einzige afrikanische Mitgliedsland der interpack alliance

SenGermany: Die interpack alliance hat mit Kenia ein einziges afrikanisches Land als Mitglied. Im Senegal gibt es auch eine Verpackungsmesse, die immer bekannter wird. Welche Bedingungen muss man erfüllen, um Mitglied der interpack alliance zu werden?

Dohse: Für uns war es Neuland, in Kenia eine kleine interessante Messe zum Thema Food Processing und Packaging zu veranstalten und wir beobachten auch den wachsenden afrikanischen Markt mit großem Interesse. Nicht nur Nordafrika, sondern auch West- und Ostafrika. Wir sind sehr offen für Gespräche auch mit Veranstaltern dort. Was Sie erwähnt haben, kann von Interesse sein. Über die Bedingungen muss man natürlich in Einzelnen Gesprächen führen und sondieren, was sich der dortige Veranstalter vorstellt und wie unsere Rolle dann sein könnte. Im Grundsatz ist es für uns interessant unsere interpack alliance auszuweiten und mit Veranstaltungen in den Regionen erfolgreich zu sein.

SenGermany: Im Senegal gibt es jedes Jahr im März eine Verpackungsmesse. Im nächsten Jahr, vom 21. bis zum 24. März 2018, ist Deutschland als Ehrengast der Messe eingeladen worden. Angesicht dieser neuen Entwicklung glauben Sie, dass es für die interpack alliance auch etwas wäre, sich dort zu präsentieren?

Dohse: Ich denke schon. Das hört sich interessant an. Man müsste natürlich die Details noch einmal konkret erörtern, wie die Rahmenbedingungen sein sollen, welche Rolle uns zufällt. Wir treiben allerdings schon jetzt einiges voran: Wir starten im Oktober eine Messe im Iran, entwickeln unsere Veranstaltung in China und haben in Indien einen neue Kooperationspartner. Von daher muss auch sehen, wie man neue Projekte bewältigt bekommt, aber vom Grundsatz her ist das eine interessante Sache, die wir uns gerne ansehen können. 

SenGermany: Wo hat die interpack alliance Messen im Jahr 2018?

Dohse: Wir haben im Januar traditionell die upakovka in Moskau. Das ist eine sehr langjährige Verpackungsmesse, die seit 1976 von uns ausgerichtet wird. Dann folgen Messen im Herbst. Die meisten Veranstaltungen der interpack alliance in nächster Zeit finden 2017 statt. 

SenGermany: Dann gibt es Chancen, dass die Messe in Dakar nicht mit einem Ihrer Projekte zusammentrifft?

Dohse: Wie gesagt, es ist wichtig, dass man in so einem Zusammenhang die Rahmendaten kennt und, dass der Veranstalter sagt, was unsere Rolle sein soll. Wenn wir da die entsprechenden Informationen und Kontakte haben; vielleicht auch, dass die Kollegen während der interpack hier sind und wir ein paar Informationen aus erster Hand bekommen, lässt sich das besser beurteilen. Im Grundsatz ist alles ja spannend, was sich in Emerging Markets derzeit tut und wie das im Senegal sich verhält. Aber – wie erwähnt – haben wir sehr viele Projekte jetzt parallel begonnen und müssen auf unsere Ressourcen schauen.

SenGermany: Außer der interpack in Düsseldorf, wo gibt es eine andere Messe in der Größe?

Dohse: Nirgendwo. So etwas wie die interpack das ist tatsächlich einzigartig. Alle drei Jahre in Düsseldorf ist sie die „Olympiade“ der Verpackungs- und Processing-Welt. Natürlich gibt es auch einige Fachmessen, die Verpackungsteilbereiche abdecken, ob es nun im Bereich der Süß- und Backwaren ist oder der Getränke oder der Pharmazie. Man wird aber nirgendswo derartige Präsentationen von Maschinen finden wie in Düsseldorf. Die Internationalität der Aussteller und Besucher ist überwältigend. Allein das ist schon ein einzigartiges Ereignis.

VerpackungBald keine Kunststoffverpackung mehr im Senegal

SenGermany: In dem Film über die Verpackungsmesse in Dakar haben Sie gesehen, dass im Senegal Plastik verboten wurde. Dort sucht die Lebensmittelindustrie Know-how-Geber für bessere Verpackungsarten. Was kann man ihnen auf der interpack zeigen?

Dohse: Ein pauschales Verbot von Plastik ist diskussionswürdig. In diesem Fall war das wahrscheinlich eine Frage des Mülls, der daraus entsteht. In Deutschland haben wir eine vernünftige Rücknahme, Recycling und Wiederverwertungssysteme eingeführt. Ohne Kunststoff würde es gar nicht möglich sein, Nahrungsmittel für die gesamte Weltbevölkerung sicher zu transportieren, frisch zu halten, vom Erzeuger zum Markt und schließlich zum Kunden zu bringen. Kunststoff ist das am meisten verwendete Packmittel weltweit. Es hat Vorteile bei Gewicht, Convience Food, Transport und vielem mehr, die berücksichtigt werden müssen. Man wird viele Lösungsansätze bei einer interpack mit und ohne den Packstoff Kunststoff finden. Die Unternehmen der Packmittelindustrie werden zur interpack ihre neuesten Innovationen, Trends und Entwicklung zeigen. 

SenGermany: Im Katalog der letzten interpack habe ich keine deutschen Hersteller von Eierkartons gesehen. Sind Sie alle nach Fernost gewandert?

Dohse: Im Katalog sind die Begrifflichkeiten etwas anders: Anbieter von Eierkartons würde man dort unter „Verpackung aus Faltschachtel“ oder unter „Wellpappe“ finden. Von daher gibt es prinzipiell Aussteller auf der interpack. Ob das nun Deutsche sind, weiß ich nicht mit Sicherheit. Bei solchen Verpackungen ist der Preisdruck aber sehr hoch.

SenGermany: Ich sage Ihnen jetzt den Hintergrund meiner Frage. Es gibt im Senegal eine Geflügelmesse. Dort werden auch Eierkartons ausgestellt. Auf der letzten Messe habe ich erfahren, dass allein im Senegal 800 Millionen Eier im Jahr produziert werden und es gibt dort keinen Hersteller von Eierkartons. Alles wird importiert.

Dohse: Es machtwirtschaftlich wenig Sinn, Eierkartons weiter als 300 bis 400 km zu transportieren. Sinnvoller wäre es, im Senegal die Eierkartons selbst zu produzieren. Auf der interpack stellen Unternehmen unter der Kategorie „Packmittelproduktion“ aus, die Technologie zur Produktion von Eierkartons liefern.

Youssou NdourYoussou Ndour auf der Save Food-Konferenz anlässlich der Messe interpack 2014 in Düsseldorf 

SenGermany: Auf der Save Food-Konferenz 2014 war Youssou N‘ Dour zu Gast. Sollten Sie die Save Food-Ausstellung im Senegal wie in Kenia präsentieren, würde er sich bestimmt sehr darüber freuen und Werbung dafür machen. Das ist ein weiterer Grund die Save Food-Ausstellung auf der Verpackungsmesse 2018 in Dakar zu präsentieren.

Dohse: Es ist grundsätzlich in unserem Sinn, die Initiative Save Food an vielen verschiedenen Orten auch weltweit zu präsentieren und weitere Standorte in den Kampf gegen die Nahrungsmittelverschwendung mit einzubeziehen. Eines unserer Ziele ist es, mit der Initiative weitere Studien zu finanzieren. In Kenia und Indien haben wir bereits solche Studien in Zusammenarbeit mit der FAO durchgeführt. Das wollen wir vorantreiben, um weitere Erkenntnisse rund um das Problem der Nahrungsmittelverluste zu gewinnen. Es sind inzwischen über 750 Unternehmen, Verbände, Forschungseinrichtungen und Nichtregierungsorganisationen Mitglied in der Initiative. Es ist schon spannend, dieses Thema in weitere Bereiche zu tragen und weiter publik zu machen. Das würde ich mit in das Paket bei Gesprächen mit potenziellen Partnern einbeziehen und mit dem Veranstalter konkret besprechen.

SenGermany: Sie haben von der Studie in Kenia gesprochen. Wer hat das finanziert?

Dohse: Sie ist durch die Mitgliedsbeiträge der Unternehmen, die in die Save Food-Initiative beigetreten sind, finanziert worden. Letztlich ist aus dieser Studie das Mango-Projekt entstanden, wo ein einheimisches kenianisches Unternehmen, Azuri Health, aus den überreifen Mangos, die sonst auf den Boden fallen und dort verrotten, geerntet und getrocknet hat und als Trockenfrüchte in lokalen Supermärkten vertrieben hat. Eine tolle erste Initiative. 

SenGermany: Gibt ist bahnbrechende Innovationen, die man auf der interpack in diesem Jahr erwarten kann?

Dohse: Da sind wir natürlich selber gespannt, weil viele Aussteller solche Neuheiten erst auf der interpack enthüllen. Sie nehmen die interpack als Innovationszeitpunkt und machen daher manchmal vorab ein Geheimnis darum, was es an neuen Maschinen oder im Packmittelbereich an Neuheiten gibt. Wir erwarten schnellere Maschinen, und modulare Konzepte. Das heißt Maschinen, die schneller umgerüstet werden, um schneller andere Packungsgrößen oder Inhalte zu bearbeiten, abzufüllen und abzupacken. Oder auch intelligente Verpackungen mit Indikatoren, die zeigen, ob ein Lebensmittel noch genießbar ist, ohne sich nur nach dem Haltbarkeitsdatum richten zu müssen, wie wir es üblicherweise tun. Bereits handelsüblich sind aktive Verpackungen, wo das Produkt beispielsweise durch Schutzgas in der Verpackung haltbarer gemacht wird. Hier geht es dann um Optimierungen der Technologie und Effizienzsteigerungen – auch ganz allgemein ein Trendthema. Das sind nur zwei Beispiele von vielen, die Besucher erwarten dürfen. Daher lohnt es auf jeden Fall, nach Düsseldorf zu kommen und sich die interpack anzuschauen.

SenGermany: Wir sind dabei! Herr Dohse Herzlichen Dank für das Gespräch

Das Interview führte Ibrahim Guèye

Africa meets buisiness 2017SenGermany auf der Konferenz „Africa meets business 2017“ mit Vertretern von führenden deutschen Verpackungsunternehmen: Friedbert Klefenz, Bosch Packaging, Peter Steindl, Fawema GmbH, Klaus Pekruhl, Langguth GmbH und Ralf Schäfer, Sollich KG

 

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