Friedbert Klefenz,  Vorsitzender des Bereichsvorstands von Bosch Packaging Technology:  „Wir haben vor, entweder im ersten oder im zweiten Quartal 2015 eine größere Studie für Westafrika durchzuführen, um uns die Marktpotenziale genauer anzuschauen.

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Herr Klefenz, Sie sind Präsident der Messe interpack 2014 gewesen und haben einen Impulsvortrag auf der Save Food-Konferenz gehalten. Und ich stelle auf jeder interpack-Messe fest, wie rasant sich die Verpackungsindustrie weiter entwickelt. Wie viele Mitarbeiter sind bei Bosch Packaging in Forschung und Entwicklung von Verpackungsmaschinen tätig?

Klefenz: Das lässt sich nicht genau beziffern, da die Grenzen zwischen Forschung, Entwicklung und Konstruktion oft fließend sind. Fakt ist: Wir beschäftigen aktuell insgesamt rund 7.000 Mitarbeiter weltweit in verschiedenen Bereichen und Funktionen. Ungefähr 40% unserer Leute arbeiten im Bereich der technischen Projektabwicklung beziehungsweise in Konstruktion und Entwicklung. Da wir nur selten Anlagen von der Stange anbieten, sondern meistens bestimmte kundenspezifische Lösungen, sind unsere Konstrukteure häufig gleichzeitig auch unsere Entwickler.

Ich war fast jeden Tag auf der interpack. Allerdings habe ich bei der Recherche gesehen, dass Sie fast 45% Ihres Umsatzes mit der Verpackung von pharmazeutischen Produkten machen.

Klefenz: Ungefähr die Hälfte unseres Umsatzes generieren wir mit Pharmakunden, die andere mit Kunden aus der Nahrungsmittelbranche. Ein kleiner Anteil unseres Geschäfts entsteht mit Kunden aus anderen Bereichen, etwa der kosmetischen Industrie.

Ich habe gesehen, dass Sie 90% Ihrer Produkte exportieren.

Klefenz: Von Deutschland aus betrachtet: Ja. Maximal 10% unserer hier montierten Anlagen verkaufen wir auch hier. Die Mehrzahl geht in den Export. Das gilt auch für unsere Anlagen, die wir etwa in der Schweiz oder in den Niederlanden fertigen. Unsere 13.000 Kunden produzieren und verpacken ihre Waren überall auf der Welt, sei es in Europa, Nord- und Südamerika, Asien oder eben in Afrika. Entsprechend beliefern wir sie entweder aus unseren Leitwerken in Europa oder aus unseren Standorten in der jeweiligen Region.

Wie viele Standorte haben Sie in der Europäischen Union?

Klefenz: Wir betreiben rund 40 Standorte weltweit, davon rund die Hälfte in der Europäischen Union.

Sie sind im November 2014 auf einer großen Messe in den USA gewesen. Was bedeutet diese Messe für Bosch Packaging Technology?

Klefenz: Sie meinen sicher die PackExpo in Chicago. Wir haben 2013 rund ein Viertel unseres Umsatzes auf dem amerikanischen Kontinent generiert, den größten Teil davon in den USA. Ich gehe für 2014 sogar von einem noch leicht höheren Umsatzanteil aus. Die USA sind für uns der größte Einzelmarkt der Welt, größer als Deutschland und China. Entsprechend ist diese Messe für uns extrem wichtig.

Jetzt kommen wir zum asiatischen Markt mit China als Hintergrund. Was bedeutet China für Sie?

Klefenz: In China haben wir in den vergangenen zehn Jahren eine exzellente Entwicklung erlebt. Wir sind jedes Jahr mit deutlich zweistelligen Prozentsätzen gewachsen. Wir sehen allerdings seit knapp zwei Jahren eine gewisse Abflachung des Wachstums und in einigen Bereichen sogar eine Stagnation.

Ich merke aber, dass Chinesen viel in Europa einkaufen. Sie möchten das Original haben.

Klefenz: Wir bieten unseren chinesischen Kunden beides an. Komplexe Neuentwicklungen stammen in der Regel aus unseren Entwicklungszentren in Europa. Weniger komplexe, aber dennoch qualitativ hochwertige und robuste Anwendungen kaufen unsere Kunden in China. Diese zweigleisige Versorgung ist klarer Bestandteil unserer Strategie, die wir intern PA 2020 nennen.

Weiter zu Thema komplex und einfach. Das könnten Sie auch genauso in Afrika machen.

Klefenz: Das tun wir auch seit geraumer Zeit, wenngleich wir dort noch nicht so lange präsent sind.

Wann genau?

Klefenz: Ein Mitarbeiter hat 2009 ein Vertriebsbüro in Kapstadt eröffnet. Damals haben wir hauptsächlich importierte Neumaschinen verkauft. Mittlerweile arbeiten dort sechs Mitarbeiter, die auch kleinere Montage- und Servicearbeiten durchführen. 2012 haben wir in Kairo ein Büro eröffnet, das sich um die Märkte in Nordafrika und im Mittleren Osten kümmert. 2013 haben wir einen Standort in Nigeria gegründet. Auch in Kenia sind seit kurzem Verpackungsspezialisten am Bosch-Standort vor Ort in Nairobi, um unsere Kunden vor Ort bestmöglich zu betreuen.

Friedbert Klefenz

Und wie sieht es in Westafrika aus?

Klefenz: Derzeit laufen Vertrieb und Service für diese Region hauptsächlich über unseren westafrikanischen Standort in Lagos, Nigeria. Aber unser Ziel ist es, noch mehr Präsenz zu zeigen. Ghana etwa ist ein Land, das wir uns näher anschauen derzeit.

Sie haben in Afrika fünf Länder genannt, die entweder arabischsprachig oder englischsprachig sind: Ägypten, Südafrika, Kenia, Nigeria und Ghana. Jetzt biete ich Ihnen den Senegal in Westafrika als französischsprachig an.

Klefenz: Auch der Senegal ist ein attraktives Land…

Jetzt zu den Produkten, die die Westafrikaner bei Ihnen kaufen. Ich meine die Verpackung für Nahrungsmittel. Welche Bereiche decken Sie ab.

Klefenz: Früher waren es vor allem Suppenwürfel, die uns Umsatz bescherten. Und noch heute stehen für deren Verpackung Dutzende Maschinen in Afrika. Heute verpacken wir für kleine, mittlere und große Kunden auch noch Mehl, Zucker und weitere Grundnahrungsmittel.

Der Senegal ist der größte Salzproduzent Westafrikas und es gibt immer noch vor Ort keine Verpackungsanlage für Salz. Außerdem haben wir in Westafrika dieselben Probleme wie in Kenia. Nach der Ernte verfaulen Obst- und Gemüse.

Klefenz: Wir haben vor, entweder im ersten oder im zweiten Quartal 2015 eine größere Studie für Westafrika durchzuführen, um uns die Marktpotenziale genauer anzuschauen.

Sie haben von einem Symposium in Westafrika gesprochen. Was haben Sie dort genau vor?

Klefenz: Wir wollen über den Dialog in erster Linie zwei Ziele erreichen: Zum einen möchten wir wissen, was unsere (potenziellen) Kunden in Westafrika bewegt und wie wir ihnen mit unserer Technik helfen können, deren Wachstumsziele zu erreichen. Zum anderen wollen wir ihnen zeigen und erklären, was wir technisch zu bieten haben. Wir sind einer der größten und erfahrensten Anbieter für Produktions- und Verpackungstechnik auf der Welt. Mit diesen Alleinstellungsmerkmalen können und wollen wir die Menschen in Westafrika begeistern. Natürlich wollen wir auch Marktanteile gewinnen. Und letztlich wollen wir dazu beitragen, mit Verpackungstechnik Nahrungsmittel und Medikamente zu schützen.

Das Problem, dass man mit Bosch Packaging Technology hat, ist wenn man weltweit und vor allem bei uns im Senegal von Bosch spricht, versteht man Autos. Wie kann man den Leuten zeigen, dass Bosch nicht nur Autozubehör produziert, sondern auch Packaging?

Klefenz: Ganz einfach, in dem wir die Sichtbarkeit von Bosch als Anbieter von Verpackungstechnik erhöhen. Das gelingt uns aber nicht allein mit Marketing oder Werbung. Mehr Visibilität erreichen wir vor allem mit kontinuierlicher Kommunikation. Wir zeigen auf, wie Verpackungstechnik dazu beiträgt, die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen. Auch deswegen unterstützen wir die FAO Initiative Save Food. Nur sicher und professionell verpackte Nahrungsmittel helfen dabei, dass Hunger auf dieser Welt keine Chance mehr haben wird. Was nützen Initiativen für mehr Reis, Kartoffeln und Mehl, wenn sie auf dem Weg vom Feld auf den Teller verderben? Das Geschäft mit Verpackungstechnik in Afrika, Asien und anderswo stiftet neben einem ökonomischen auch einen Gesellschaftlichen Nutzen. Das ist die Botschaft, die wir senden möchten.

Herr Klefenz, herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Ibrahim Guèye

 

Friedbert Klefenz und Ibrahim Gueye

 

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